Jahrzehntelang gab es in unserer Gemeinde keine schriftlichen Nachrichten über Gemeindeangelegenheiten und regionale Neuigkeiten. Es gab lediglich das sehr spröde und unregelmäßig erscheinende Amtsblatt mit amtlichen Verlautbarungen, den Veranstaltungskalender des Kulturvereins, sowie die Parteizeitungen („Unsere Gemeinde Wienerwald“, „Wienerwaldpost“).
2014 entstand daher die Idee, eine überparteiliche Gemeindezeitung erscheinen zu lassen, in der das bisherige Amtsblatt, die Aussendung des Umweltgemeinderats und der Veranstaltungskalender verankert ist und in der über das Gemeindeleben berichtet wird. Die WWA und die Grünen Wienerwald hatten dieses Thema gleichermaßen in ihrem Wahlprogramm zu den Gemeinderatswahlen 2015 verankert.
Bei den Koalitionsverhandlungen der Grünen mit der ÖVP wurde die Forderung nach dieser Gemeindezeitung ins „Regierungsprogramm“ aufgenommen. Obwohl die ÖVP die Lösung mit dem bisherigen Amtsblatt in Kombination mit ihrer Parteizeitung beibehalten wollte, machten sie den Grünen dieses „Geschenk“.
Allerdings wollte sich die ÖVP mit dieser neuen Zeitung keine Arbeit aufhalsen. Somit gelangte die gesamte Zeitungserstellung in die Zuständigkeit des damaligen grünen Vizebürgermeisters.
Um den anderen Fraktionen im Gemeinderat das Konzept der Zeitung schmackhaft zu machen, wurde die Idee eines sogenannten Redaktionsrates geboren. Dessen Sinn war es, alle im Gemeinderat vertretenen Mitglieder durch ein Einstimmigkeitsprinzip vor politisch schädigenden Aussagen Anderer in der Gemeindezeitung zu schützen. Dem Bürgermeister, Vizebürgermeister und jedem geschäftsführenden Gemeinderat stand jeweils eine Seite zur politischen Berichterstattung zu Verfügung. Diese Artikel wurden dem Redaktionsrat zur Freigabe vorgelegt.
So gut dieses Konzept anfänglich geklungen haben mag und so gut sich der damalige Vizebürgermeister für diese Zeitung eingesetzt haben mag, die konkrete Umsetzung stand bereits von Anfang an unter Kritik.
Neben den immer wieder angesprochenen hohen Kosten war und ist es vor allem die Art und Weise, wie die Zeitung redaktionell geführt wird. Die gesamte inhaltliche Zusammenstellung obliegt einzig und allein einer Person – dem Vizebürgermeister. Von redaktioneller Vielfalt und Mitspracherecht keine Spur! Zudem wirkt die Zeitung immer liebloser und überhastet gestaltet. Viel Platz wird durch übergroße Inserate und Veranstaltungsankündigungen verschwendet.
Und vom überparteilichen Charakter ist kaum mehr was übriggeblieben! Bei Berichten oder Ankündigungen von Veranstaltungen werden diejenigen der ÖVP und der Grünen eindeutig bevorzugt. Die gesamte Zeitung umweht ein Hauch der Selbstbeweihräucherung.
Im Zuge der Vorbereitung der Winter-Ausgabe wurde auch das Konzept des Redaktionsrates begraben. Der Artikel des gfGR Alt wurde ohne dessen Einverständnis bzw. ohne Genehmigung seitens des Redaktionsrat von Vizebürgermeister Breitenseher eigenmächtig gekürzt, wodurch wichtige Informationen an die Gemeindebürger verloren gingen. Und die Artikel des Bürgermeisters wurden bereits mehrmals am Redaktionsrat vorbei geschleust und ohne Möglichkeit der Einsichtnahme veröffentlicht.
Nach der Gemeinderatswahl 2020 wird sich die Frage nach der Weiterführung der überparteilichen Gemeindezeitung stellen. Wir von der WWA sind – wie bereits vor 5 Jahren – klar für eine unabhängige, transparente, gemeinsam gestaltete Gemeindezeitung!
Wir wollen jedoch eine klarere Trennung der amtlichen Informationen, mehr Mitsprache der Gemeinderäte und Mitgestaltungsmöglichkeiten der Gemeindebürger/innen, Vereine, Schule, Kindergarten und sozialen Einrichtungen.
Aussendung 59, Dezember 2019