0664 4237293 kontakt@ww-aktiv.at

Von Konfliktzonen und Zukunftsvisionen

Gut 35 interessierte Besucher und Besucherinnen nahmen an unserem vierten Bürgerforum am Dienstag, den 21. Jänner 2020 im Gasthaus „Dornbacherhof“ teil. Das Thema an diesem Abend war „Bauen und Wohnen im Wienerwald – von Konfliktzonen und Zukunftsvisionen“. Als Experten zu diesem Thema konnten wir Ing. Michael Pyringer gewinnen, der in der Stadtgemeinde Ebreichsdorf stellvertretender Bauamtsleiter ist.

Gleich zu Beginn stellte Ing. Pyringer die Grundlagen der niederösterrreichischen Bauordnung vor: Der übliche Amtsweg eines Bauverfahrens, die Möglichkeiten von Anrainern zu Einwendungen, zu beachtende Fristen und vieles mehr. Erstaunlicherweise erlaubt das Baurecht dem Bauwerber viele Freiheiten, die die Anrainer zu dulden haben, etwa Kinderspielplätze, Wärmepumpen, Rauchfänge, PKW-Stellplätze, usw. Es gibt kein „Recht auf Sonne“, d.h., Beeinträchtigungen der Sicht durch Gebäude oder Mauern müssen hingenommen werden, wenn die betreffenden Gebäude der Bauordnung entsprechen. Zusätzlich zur Bauordnung des Landes haben die Gemeinden die Möglichkeit, Bebauungspläne zu erlassen, um Einfluss auf das Ortsbild der Gemeinde zu nehmen. So können maximale Gebäudehöhen (Bauklassen) definiert werden, Bausperren für Teile der Gemeinden oder Beschränkungen der Wohneinheiten pro Grundstück erlassen werden. In unserer Gemeinde ist derzeit nur ein Teilbebauungsplan für die Katastralgemeinde Sittendorf in Kraft gesetzt.

WWA Bürgerforum Bauen und Wohnen

 

Nach dem Vortrag von Herrn Pyringer und der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum stellte Jürgen Alt in einer Präsentation Grundsätze der Ortsentwicklung unserer Gemeinde Wienerwald unter dem Titel „Zusammenhänge und Zukunftsvisionen“ vor. Bauland steht in unserer Gemeinde nicht unbegrenzt zur Verfügung. Daher müssen von Seiten der Gemeinde Grenzen gesetzt werden. Darüber hinaus setzt das niederösterreichische Raumordnungsgesetz rahmenrechtliche Vorgaben und Bedingungen.

Ein wichtiges, oft unzureichend berücksichtigtes Thema bei Siedlungsbauprojekten ist die Art und Weise der Verkehrserschließung. Bislang ging man oft von folgendem Schema aus: Zuerst wird eine Straße gebaut, dann werden die Häuser entlang dieser Straße errichtet. Diese Vorgangsweise ist extrem (Auto-)verkehrszentriert und kostet wertvollen Grünraum. Jürgen Alt präsentierte ein Alternativbeispiel: Die von der TU Wien entworfene und beim BürgerInnenforum „Mobilität“ von Dr. Frey präsentierte Modellsiedlung mit großen Grünflächen, vielen gemeinschaftlich genutzten Bereichen, von Kindern direkt erreichbarer Kindergarten und mit am Siedlungsrand konzentrierten PKW-Stellflächen.

Ein geglücktes Beispiel für die Umsetzung von Siedlungsbauten stellt auch die Siedlung an der Teichwiese dar, die zwar im Verhältnis zum bisherigen kleinen Ort Sittendorf eine große Veränderung der Bevölkerungs- und Wohnstruktur mit sich gebracht hat, aber durch die Bauweise (Tiefgaragen, autofreie Räume zwischen den Gebäuden, Möglichkeit der sozialen Kontakte) positiv hervorzuheben ist.

Den Abschluss des Abends bildete eine rege Gesprächsrunde, bei der über aktuelle Bau- und Verkehrsthemen wie etwa der Parkplatz- und Gefahrensituation bei der Volksschule, Verkehrssituation beim Stockerwirt oder Beispielen günstiger Startwohnungen für Jungfamilien diskutiert wurde.