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Von Konfliktzonen und Zukunftsvisionen

Gut 35 inter­es­sierte Besu­cher und Besu­che­rin­nen nahmen an unse­rem vier­ten Bür­ger­fo­rum am Diens­tag, den 21. Jänner 2020 im Gast­haus „Dorn­ba­cher­hof“ teil. Das Thema an diesem Abend war „Bauen und Wohnen im Wie­ner­wald — von Kon­flikt­zo­nen und Zukunfts­vi­sio­nen“. Als Exper­ten zu diesem Thema konn­ten wir Ing. Michael Pyrin­ger gewin­nen, der in der Stadt­ge­meinde Ebreichs­dorf stell­ver­tre­ten­der Bau­amts­lei­ter ist.

Gleich zu Beginn stellte Ing. Pyrin­ger die Grund­la­gen der nie­der­ös­terrrei­chi­schen Bau­ord­nung vor: Der übli­che Amts­weg eines Bau­ver­fah­rens, die Mög­lich­kei­ten von Anrai­nern zu Ein­wen­dun­gen, zu beach­tende Fris­ten und vieles mehr. Erstaun­li­cher­weise erlaubt das Bau­recht dem Bau­wer­ber viele Frei­hei­ten, die die Anrai­ner zu dulden haben, etwa Kin­der­spiel­plätze, Wär­me­pum­pen, Rauch­fänge, PKW-Stell­plätze, usw. Es gibt kein „Recht auf Sonne“, d.h., Beein­träch­ti­gun­gen der Sicht durch Gebäude oder Mauern müssen hin­ge­nom­men werden, wenn die betref­fen­den Gebäude der Bau­ord­nung ent­spre­chen. Zusätz­lich zur Bau­ord­nung des Landes haben die Gemein­den die Mög­lich­keit, Bebau­ungs­pläne zu erlas­sen, um Ein­fluss auf das Orts­bild der Gemeinde zu nehmen. So können maxi­male Gebäu­de­hö­hen (Bau­klas­sen) defi­niert werden, Bau­sper­ren für Teile der Gemein­den oder Beschrän­kun­gen der Wohn­ein­hei­ten pro Grund­stück erlas­sen werden. In unse­rer Gemeinde ist der­zeit nur ein Teil­be­bau­ungs­plan für die Katas­tral­ge­meinde Sit­ten­dorf in Kraft gesetzt.

WWA Bürgerforum Bauen und Wohnen

 

Nach dem Vor­trag von Herrn Pyrin­ger und der Beant­wor­tung von Fragen aus dem Publi­kum stellte Jürgen Alt in einer Prä­sen­ta­tion Grund­sätze der Orts­ent­wick­lung unse­rer Gemeinde Wie­ner­wald unter dem Titel „Zusam­men­hänge und Zukunfts­vi­sio­nen“ vor. Bau­land steht in unse­rer Gemeinde nicht unbe­grenzt zur Ver­fü­gung. Daher müssen von Seiten der Gemeinde Gren­zen gesetzt werden. Dar­über hinaus setzt das nie­der­ös­ter­rei­chi­sche Raum­ord­nungs­ge­setz rah­men­recht­li­che Vor­ga­ben und Bedingungen.

Ein wich­ti­ges, oft unzu­rei­chend berück­sich­tig­tes Thema bei Sied­lungs­bau­pro­jek­ten ist die Art und Weise der Ver­kehrs­er­schlie­ßung. Bis­lang ging man oft von fol­gen­dem Schema aus: Zuerst wird eine Straße gebaut, dann werden die Häuser ent­lang dieser Straße errich­tet. Diese Vor­gangs­weise ist extrem (Auto-)verkehrszentriert und kostet wert­vol­len Grün­raum. Jürgen Alt prä­sen­tierte ein Alter­na­tiv­bei­spiel: Die von der TU Wien ent­wor­fene und beim Bür­ge­rIn­nen­fo­rum „Mobi­li­tät“ von Dr. Frey prä­sen­tierte Modell­sied­lung mit großen Grün­flä­chen, vielen gemein­schaft­lich genutz­ten Berei­chen, von Kin­dern direkt erreich­ba­rer Kin­der­gar­ten und mit am Sied­lungs­rand kon­zen­trier­ten PKW-Stellflächen.

Ein geglück­tes Bei­spiel für die Umset­zung von Sied­lungs­bau­ten stellt auch die Sied­lung an der Teich­wiese dar, die zwar im Ver­hält­nis zum bis­he­ri­gen klei­nen Ort Sit­ten­dorf eine große Ver­än­de­rung der Bevöl­ke­rungs- und Wohn­struk­tur mit sich gebracht hat, aber durch die Bau­weise (Tief­ga­ra­gen, auto­freie Räume zwi­schen den Gebäu­den, Mög­lich­keit der sozia­len Kon­takte) posi­tiv her­vor­zu­he­ben ist.

Den Abschluss des Abends bil­dete eine rege Gesprächs­runde, bei der über aktu­elle Bau- und Ver­kehrs­the­men wie etwa der Park­platz- und Gefah­ren­si­tua­tion bei der Volks­schule, Ver­kehrs­si­tua­tion beim Sto­cker­wirt oder Bei­spie­len güns­ti­ger Start­woh­nun­gen für Jung­fa­mi­lien dis­ku­tiert wurde.