Wie wir bereits in unserem vorigen Newsletter angekündigt haben, werden wir regelmäßig über den Status Nahversorger berichten. Was jetzt getan wird – oder besser gesagt – was jetzt nicht getan wird, ist schon erschreckend.
In der Gemeindevorstandssitzung vom 26. Februar 2024 hätten wir erwartet, dass auf der Tagesordnung die Übernahme des Nahversorgers ein Thema sein wird. Dem war leider nicht so. Daher brachte die WWA einen Dringlichkeitsantrag über den „Status Vorbereitung der Interimsübernahme Nahversorger durch die Gemeinde“ ein, der überraschenderweise abgelehnt wurde. Die Begründung sinngemäß: Die Gemeinde hat keine Parteienstellung und der Masseverwalter ist am Zug. Vogel-Strauß-Politik par excellence, denn das Masseverfahren und der künftige Betrieb sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Womit man sich derzeit offenbar beschäftigt, ist die Anzahl der Mitarbeiter festzulegen, die die Gemeinde anstellen möchte (6 Personen). Daraus werden die Personalkosten errechnet und daraus wiederum der notwendige Umsatz, um auf eine schwarze Null zu kommen. Wie man diesen Umsatz erreichen möchte, welche Rahmenbedingungen man eventuell vorab abklären sollte, wie ein nachhaltiges und modernes Konzept umzusetzen ist, welche Erfahrungen man aus dem bisherigen Betrieb mitnehmen kann – leider Fehlanzeige.
Es gibt keinen Businessplan, es gibt keine „worst case“ Betrachtung, es gibt keine Vorgespräche mit Kastner zu Vertragsvorbereitungen, es gibt keine Informationen zu eventuell notwendigen Adaptierungsarbeiten und keine Informationen zu vorzubereitenden Dienstverträgen – gar nichts.
Auch die diversen Ideen von engagierten Gemeindebürger werden einfach ignoriert. Eine professionelle Betreuung durch einen Experten fehlt ebenso, wie die Benennung des Teams, welches sich mit der Vorbereitung der Interimsübernahme auseinandersetzt.
Dabei gibt es doch einiges zu beachten, vor allem wenn man auf die Erfahrungen von erfolgreichen Projekten in anderen Gemeinden zurückgreifen kann:
- Thema Hybridmarkt (Selbstbedienung und persönliche Betreuung im Wechsel):
Öffnungszeiten wochentags bis 21 Uhr und Wochenendöffnung möglich machen, ohne die Personalkosten überzustrapazieren. Hier könnte man die Zeit nutzen, um entsprechende Angebote für eine eventuelle Adaptierung einzuholen. Die Firma Kastner könnte unterstützen, weil sie selbst dieses Konzept in ihre neuen Märkte integriert. - Thema Cafe/Bistro: Die meisten erfolgreichen Konzepte haben hierfür einen abgetrennten Bereich. Da dies auch immer Thema bei der Beanstandung des vorherigen Betreibers war, wäre auch hier die Zeit zu nutzen, um eventuelle Adaptierungsangebote und Ideen einzuholen.
- Thema Kundenbindung: Es gibt in anderen Gemeinden interessante Konzepte, wie man Gemeindebürger in das Nahversorger Konzept mit einbinden kann. Vor allem bei unserer großflächigen Verteilung der Katastralgemeinden, könnte man jetzt schon nachdenken, wie solche Konzepte für die Gemeinde Wienerwald aussehen könnten.
- Thema Einbindung Gemeindebürger: Auch hier gibt es gute Konzepte, wie man Gemeindebürger pro-aktiv in den Gestaltungsprozess mit einbinden kann. Auch über Genossenschaftsstrukturen Helfer aus der Gemeinde für Spitzenzeiten zur Verfügung zu haben, sind gute Beispiele, ein Gemeindebudget zu entlasten.
Da die Gemeinde den Betrieb nur interimistisch übernehmen soll, ist schon jetzt auf eine geeignete Rechtsform zu achten, um die spätere Übergabe an einen neuen Betreiber möglichst einfach gestalten zu können.
Aus Projektsicht ist also vieles vorzubereiten und vieles ist zu tun. Deshalb ist es uns als WWA komplett unverständlich, warum nicht schon längst gehandelt wird. Wir erinnern, dass wir der Gemeindeführung bereits zur Gemeinderatssitzung am 23. Jänner unseren Fragenkatalog überreicht haben. Die Antwort war damals aber genauso wie heute: „Die Gemeinde hat keine Parteienstellung und der Masseverwalter ist am Zug.“
Wenn das so weiter geht, ist man am Ende wieder unter Zugzwang für Verträge und Entscheidungen, die vielleicht nicht so vorteilhaft für eine nachhaltige Geschäftsgebarung und damit zum Nachteil der Gemeinde sind.
Das können wir als WWA im Sinne der Gemeindebürger und einer pro-aktiven Gemeindearbeit nicht akzeptieren und bleiben hartnäckig – wir halten Sie auf dem Laufenden.